Letzte Änderung am 19.10.2007

Ägypten / Sinai 2004

2-wöchige kombinierte Kamel- und Trekking-Tour auf dem Sinai

Samstag, 7. Februar 2004

Die übliche stressige Anreise: zunächst geht es um 8 Uhr morgens mit dem Auto nach Limburg. Dort steigt Matthias dazu, der uns zum Frankfurter Flugplatz bringen und auch von dort wieder abholen wird. Wir erwischen den 'normalen' Verkehrswahnsinn um Frankfurt, aber da die Zeit großzügig bemessen ist sitzen wir pünktlich um 15 Uhr 15 im Flieger Richtung Kairo.
Dort müssen wir unser Gepäck übernehmen und irgendwie zum Terminal 2 gelangen. Hier ist der Teufel los. Tausende von Pilgern halten den Flughafen auf Trab. Nach zähen Preis-Verhandlungen (... dann gehen wir eben zu Fuß ...) bringt uns ein Taxi zum Terminal 2. Dort heißt es warten auf den Flieger. Immerhin haben wir jetzt schon Holger und Elke, Wolfgang und Fini, sowie Sabine als Mitreisende ausgemacht.
Erst morgens um 4 Uhr landen wir in Sharm-el-Sheik. Unser Guide, Alfi, nimmt uns in Empfang. Nach weiteren 2 Stunden Taxifahrt durch eine dunkle, surreal anmutende Wüstenlandschaft erreichen wir im Morgengrauen das Camp / Basishotel in Nuweiba. Alle sind müde und verschwinden schleunigst in den zugewiesenen Hütten.

Sonntag, 8. Februar 2004

Lediglich 3 Std. Schlaf liegen hinter uns als wir zum Frühstück gehen und den Rest der Gruppe kennen lernen. Brigitte und Bernd hadern noch ein wenig mit ihrem Schicksal, denn sie stehen ohne Ausrüstung da; die wurde beim Zwischenstopp in Kairo nicht mittransportiert. Die Bayernfraktion, Barbara, Friedl und Hans sind schon einige Tage hier und entsprechend guter Dinge. Und dann ist da noch ein 3-köpfiges Kamerateam. Sie werden uns begleiten und einen 30-minütigen Fernsehbericht, sowie eine Kurz-Dokumentation erstellen die vom WDR ausgestrahlt wird.
Ein recht bunter Haufen also - das scheint interessant zu werden.

Montag, 9. Februar 2004

Heute ist noch Ruhetag. Nach einem ausgiebigen Frühstück liegen wir am Strand und genießen die Sonne. Der Wind ist recht frisch - ohne Pullover ist es noch kalt. Nachmittags gehen wir am Strand Richtung Nuweiba-Hafen. Mein Fuß tut höllisch weh. Eine Voltaren nach der anderen muß ich einwerfen. Wie soll das erst beim Trekking werden? Abends gehen wir mit der ganzen Truppe nach Nuweiba. Zum Essen bei 'Dr. Kebab". Wohl ein Spezi von Alfi. Neben Kebab gibt es z.B. Falafel, eine Art vegetarischer Burger. Lecker.

Dienstag, 10. Februar 2004

Jetzt geht es los. Nach 20km Fahrt in Jeeps ins Landesinnere erreichen wir den Treffpunkt mit den Beduinen und ihren Kamelen. Jeder bekommt eines dieser Ungetüme zugewiesen. Nach welchen Kriterien die Auswahl geschieht entzieht sich meiner Kenntnis. Meine Sheila (oder so ähnlich) ist eines der schöneren Tiere und ich darf sie alleine "lenken". Einige Tiere, z.B. das riesige, männliche Vieh von Holger muß geführt werden. Es gibt undefinierbare Kehllaute von sich und bläst in regelmäßigen Abständen eine Art Kehlsack auf. Außerdem fliegt des öfteren Schaum aus seinem Maul durch die Gegend...
Nachdem ich mich an die Sitzposition gewöhnt habe macht es Spaß sich schaukelnd durch die Wüste zu bewegen und seinen Gedanken nachzuhängen. Ganz anders als auf dem Motorrad, wo man sich höllisch auf das Fahren konzentrieren muß und die Landschaft schneller an einem vorbei saust. Die Eindrücke sind daher viel intensiver. Aber mehr als ca. 5 km/h sind bei normaler Gehweise auch kaum drin.
Mittags bereiten die Beduinen in riesigen Schüsseln etwas zu essen, dann schnappt sich jeder sein Eßbesteck, hockt sich um die Gruppenteller und mampft munter drauf los.
Anschließend geht es zu Fuß weiter, die Kamele werden geführt, denn es ist unwegsames Gelände. Am Lagerplatz ziehen dann Wolken auf, und im Laufe der Nacht kommen auch einige Tropfen runter.Aber wirklich nur wenige - meine aufkommenden Befürchtungen (auf Regen sind wir nicht wirklich eingestellt) sind zum Glück überflüssig.
Das Fernsehteam vom WDR nervt mich ein wenig. Vor allem als abends Folklore angesagt ist und die 'spontanen Tanzdarbietungen' der Beduinen und ihrer animierten Touristen vor laufender Kamera und im gleißendem Scheinwerferlicht dokumentiert werden. Aber die Jungs bemühen sich um Authenzität und halten sich für den Rest der Tour auch weitestgehend im Hintergrund.
Die Nacht verbringen wir im Beduinenzelt, das liebestolle Kamel in unmittelbarer Nähe scheint mein Schnarchen nicht zu stören ...

Mittwoch, 11. Februar 2004

Sheila, meine Kameldame, ist nicht gerade die Schnellste und Willigste. Um ab und an ein Erfolgserlebnis zu verspüren versuche ich ihre Wünsche vorauszusehen und entsprechende Anweisungen zu geben. Eine Vorgehensweise, die wohl in jeder Partnerschaft funktioniert .
Wir reiten durch endlose Täler deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Mittags gibt es Essen auf riesigen Tellern und Tee bis zum Abwinken. Mit Tasse und Besteck bewaffnet muß niemand hungern. Und es schmeckt auch sehr gut, vor allem nachdem sich meine gestrige Magenverstimmung zum Glück als einmalige Angelegenheit herausgestellt hat. Wie immer gilt: Essen, respektive Verdauung gut - alles gut ...
Abends gibt es wieder 'Cultur à la Beduins'. Unglücklicherweise bestehen Alfi und die Männer auf eine gesangliche Gegenleistung. Also organisiert Claudia einen Wessie-Chor. Legendäre Titel wie 'Stille Nacht, heilige Nacht', 'Auf der Mauer auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze', 'Drei Chinesen mit dem Kontrabass' oder 'Bruder Jakob' werden wohl noch jahrelang in diversen Beduinenlagern für Stirnrunzeln sorgen. Jedoch erzielt diese Musikauswahl, in Verbindung mit den mehr als rudimentären Textkenntnisse und unsere angestaubte Sangeskunst, das gewünschte Ergebnis: auf der ganzen folgenden Tour kommt das Thema nicht wieder zur Sprache. Glück gehabt!

Donnerstag, 12. Februar 2004

Toller Tag! Bis zum Mittag geht aus zu einer Oase. Dort sitzen wir im Schatten und warten dösend auf das Essen. Danach geht es zu Fuß weiter durch den White Canyon. Hier müssen wir erstmals etwas klettern. Den Namen hat der Canyon von dem schneeweißen Gestein. Der Pfad sieht aus, als ob jemand Mehl hingeschüttet hätte. Das Licht reflektiert sich gleißend. Echt in toller Anblick.
Der Lagerplatz liegt in einem Seitental, einer Sackgasse. Am Eingang der Schlucht wird das Beduinenzelt ausgebaut und das Feuer entzündet. Wir dringen weiter in die Schlucht vor und haben wunderschöne, windstille Schlafplätze. Die erste Nacht unter freiem Himmel. Zuvor wird natürlich das Abendprogramm gestartet. Die Beduinen haben Verstärkung bekommen. Abdallah, unser Guide für die morgige Canyon-Tour, ist schon über 70, aber als Tänzer sehr ausdauernd ...

Freitag, 13. Februar 2004

Was für eine wunderbare, windstille Nacht. Nahe der Felswand habe ich mir ein kuscheliges Lager errichtet und in den Sternenhimmel gestarrt. Aber ich muß auch geschlafen haben, denn ich bin fitt. Das liegt vielleicht daran, das Claudia etwas weiter weg lag und schon rein technisch mein Schnarchen nicht gewaltsam unterbrechen konnte.
Bis zum Mittag reiten wir noch auf den Kamelen. Per GPS ermittle ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,4 km/h. Sheila schafft mit mir eine Highspeed von 10,5 km/h. Von einem Geschwindigkeitsrausch kann man da zwar nicht sprechen, aber in 2 Meter Sitzhöhe und bei der Unruhe im Fahrwerk, die sich im Trab einstellt, kann einem schon mal leicht mulmig werden.
Der Veranstalter hat pro Kamel und Tag bereits 60 Pfund an den Sheikh bezahlt, aber unsere Beduinen sind auf das Baksheesh angewiesen. Daher sammeln wir zum Abschluss der Kameltour 70 Pfund pro Beduine und 100 bzw. 120 Pfund für die Sheikh's. Das sind ca. 9 bis 16 EUR.
Dann gibt es ein Mittagsmahl mit Falafel und Kartoffelchips (!!) und anschließend geht es per Jeep nach Nuweiba, wo wir im Haus des Sheikh's nochmals zum Essen eingeladen sind. Großen Hunger haben wir eigentlich nicht mehr, aber man will ja auch nicht unhöflich sein. Also sitzen wir in einem typisch arabischen Raum auf dem Boden und futtern soviel wie reinpasst.
Der Rest des Tages dient dem relaxen am Strand. Es ist warm und windstill - ideal für den längst fälligen Schnorchelgang. Es ist schön am Riff, aber im Vergleich zum Revier vor Sharm-el-Sheikh fehlt die Fülle und Farbenpracht.

Samstag, 14. Februar 2004

Seit einigen Tagen war dies die erste Nacht in einem Zimmer - und sie war Mückenverseucht. Auf dem Klo habe ich etliche durch das Licht anlocken und erledigen können, danach war war dann Ruhe.
Morgens scheint zwar die Sonne, aber es bahnt sich anscheinend ein kleiner Sandsturm zusammen. Die Sicht ist so trübe, das man nicht mehr über den Golf von Aqaba sehen kann. Nach dem Frühstück wandere ich mit Claudia nach Nuweiba. Um 14 Uhr geht es dann mit dem Glasbodenboot auf das Riff. Es ist windig und kalt, und nach dem Schnorcheln friere ich wie ein Schneider. Erst nach einer ausgiebigen Dusche und einiger Zeit im Schlafsack taue ich wieder auf.

Sonntag, 15. Februar 2004

Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Nach einigen Tee's geht es per Kleinbus nach St.Katharinen. Um kurz nach 9 Uhr werden wir, nach einer ausführlichen Einweisung von Alfi, mit hundert anderen Touristen durch das älteste Kloster der Welt geschleust. Mehr als 10 Minuten brauche ich allerdings nicht um den brennenden Dornenbusch, die Mosesquelle und die immensen Kunstschätze in der Klosterkirche zu besichtigen. In solchen Menschenmassen fühle ich mich einfach nicht wohl und weiß daher das gebotene auch nicht richtig zu würdigen.
Dann hat uns Alfi den Platz gezeigt, wo das goldene Kalb aus dem Fels geschlagen worden sein soll. Man erinnere sich: das goldene Kalb war ein Götzenbild der Juden. Und als Moses mit den neuen Regeln seines Chefs, den 10 Geboten, vom Mosesberg zurückkam, da wurde gerade diesem goldenen Kalb gehuldigt. Moses ist daraufhin etwas ausgerastet und hat das Kalb zerschlagen. Wie auch immer, mein Fantasie reichte nicht aus die von Alfi gezeigte Stelle in irgendeinen Bezug zur Geschichte zu bringen.
Nach ca.2 Stunden Fußmarsch erreichten wir gegen abend ein Gartenanlage in 1864m Höhe. Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwand wurde es sehr, sehr kalt. Claudia ist um 18 Uhr in ihrem Schlafsack verschwunden und wurde nicht mehr gesehen. Wir anderen haben noch der Zubereitung des Essens beigewohnt und uns vor der Nacht nochmals den Magen voll gehauen. Dann ging es ebenfalls rasch ins Bett; von Folklore war heute abend nicht die Rede ...

Montag, 16. Februar 2004

Die Temperatur fiel in dieser Nacht unter Null Grad. Um 6 Uhr morgens hält es mich nicht mehr im Schlafsack. Ich muß ganz erbärmlich und schäle mich in den eiskalten Morgen. Einmal wach erkunde ich die fantastischen Berge und liege auf einer Anhöhe , warte auf die alles erwärmende Sonne und erlebe schließlich das Erwachen des Lagers.
Nach dem Frühstück, wie immer gibt es selbtgemachtes Fladenbrot, geht es über Stunden hinauf auf den Katharinenberg. 2656m Höhe zeigt das GPS. Der höchste Berg Ägyptens! Auch mit schwerem Rucksack ist der Aufstieg kein Problem. Der Weg ist leicht zu begehen. Ich gehe mit Claudia ziemlich bald wieder runter zu Alfi, der am letzten Rastplatz (unserem Basislager) auf seine Gruppe wartet. Der Rest folgt nach einiger Zeit, sie haben oben auf dem Berg noch den Sonnenuntergang abgewartet.
Als alle wieder zusammen sind beginnt der weitere Abstieg zu unserem Nachtlager. Im Dunkeln geht es über Schotter und loses Gestein den Berg hinunter. Alle Stirnlampen sind in Betrieb. Trotzdem ist es ein einziges Stolpern und Rutschen. Zum Glück verletzt sich niemand. Aber der Weg nimmt kein Ende. Bestimmt 2 Stunden sind wir unterwegs bis wir endlich den Garten erreichen in dem wir die heutige Nacht verbringen werden. Claudia schläft diesmal wieder in einer Hütte, ich such mir einen abgelegene Platz. Nach einem gemütlichen Abendbrot gehen alle ziemlich kaputt ins Bett.

Dienstag, 17. Februar 2004

Um 3 Uhr 45 werde ich von Alfi geweckt. Der Aufstieg auf den Mosesberg steht an. Claudia und Sabine bleiben in den Schlafsäcken, der Rest rafft sich zusammen und stapft in die dunkle Nacht. Wir gehen ziemlich zügig, müssen uns aber bald in die Schlange derer einreihen, die ebenfalls den Sonnenaufgang am Mosesberg erleben wollen. Es sind tausende! Entsprechend ist auch das Angebot an Kamel-Verleihern, kleinen Kiosken oder einfach Beduinen, die durch sonstige Dienste einfach ihren Anteil am Tourismus haben wollen. Es ist grausam kalt. Lange muß ich auf die Sonne warten. Und dann bleibt sie recht unspektakulär in einem Wolkenschleier. So schnell wie möglich mache ich mich an den Abstieg aus dieser Hölle. Moses hin oder her - das tue ich mir nie wieder an!
Zum Abschluss der Tour lädt Holger, der Kameramann, unsere Gruppe zum Mittagessen ein. Praktisch als "Dankeschön" für's stillhalten.

Mittwoch, 18. Februar 2004 bis Freitag, 20. Februar 2004

So, der anstrengendere Teil des Urlaubs liegt hinter uns. Ab jetzt lassen wir uns die Sonne auf den Pelz scheinen und genießen den Platz am Meer. Bis zum Rückflug haben wir noch genügend Zeit für etliche Spaziergänge nach Nuweiba und Umgebung. Im Bazar werden wir in typisch arabische Verkaufsgespäche verwickelt. Es macht eine Mange Spaß zu wühlen und zu feilschen. Zwischendurch gibt es immer wieder mal einen Tee. In dieser lockeren Atmosphäre sitzt das Geld letztendlich natürlich lockerer als geplant. Wir erstehen eine Fruchtbarkeitstatue die allgemein viel Spaß bereitet. Und eine Jalbaja, ein Kopftuch und diverse Schals. Außerdem eine lustige Kopfbedeckung für Claudia. Zu Hause darf man die Sachen allerdings nur zum Karneval oder zum Bauchtanzkurs anziehen ...

Samstag, 21. Februar 2004

Der Rückflug ist wieder eine Tortur. Um 2 Uhr nachts werden wir geweckt. Per Taxi geht es nach Sharm el Sheikh, wo wir um 5 Uhr 45 abheben. Über Kairo geht es nach Frankfurt, wo wir gegen 15 Uhr landen. Matthias ist schon dort um uns abzuholen. Abends erst gibt es ein großes Wiedersehen mit den Kiddies.

Fazit

Ohne Motorrad in der Wüste - hätte nicht gedacht, dass das so viel Spaß macht! Wiederholenswert.