Letzte Änderung am 20.02.2008

Algerien-Tour 2002

3-wöchige Motorradtour mit Erlebnisreisen-Schulz durch Algerien

Montag, 21. Oktober, 6 Uhr
Düsseldorf - Djerba - Hotel Tozeur

Ein anstrengender Tag. Flug um 6:15 Uhr mit LTU 640 ab Düsseldorf, Ankunft 8:20 Ortszeit auf Djerba.
Die Truppe trifft sich in der Nähe des Flugplatzes:
Eddy, auf einer Touratech-F650-BMW, macht den Guide, Holger und Tina bilden die LKW-Besatzung, die KTM-Fraktion wird gebildet von Hans-Peter (LC4), Doc (LC4), Sven (Adventure), Ray (LC4), Tommy (LC4) und Harry (LC4).
Die Yamaha-Freaks sind Stefan (TT600), Reinhard (TT600), Daniel (TT600), Günther-alt (TT600), Günter-neu (TT600) und Bertel (TT600), und Joachim (Witec) und Biggi (Husky) fahren die Exoten.
Eddy, Doc, Tommy, Günter-alt, Ray, Reinhard, Sven und Daniel kennen sich schon von der Libyen-Tour 2000. Eine gewisse Wiedersehensfreude ist nicht zu übersehen ...
Es ist nicht gerade einfach alles zu sortieren und zu verstauen. Soll dieses oder jenes jetzt auf den LKW, oder doch lieber an den Mann oder an die Maschine? Na ja, meist entscheidet man sich ja doch falsch. Sven's Kathi sträubt sich zunächst gegen die Belebungsversuche via Anlasser - die Batterie scheint es hinter sich zu haben. Aber mit dem Kicken hat er, wider eigener Erwartung, sofort Erfolg und es kann losgehen.
Bereits nach kurzer Zeit ein erster Schock: Bertels TT fängt an zu qualmen. Massiver Ölverlust wird konstatiert, hervorgerufen, zum Glück, durch eine verlorene Ölfilter-Entlüftungsschraube. Es wird improvisiert und bald kann es weitergehen.
Schon relativ spät am Abend überqueren wir den Damm über den Chott-el-Djerid und erreichen in völliger Dunkelheit Tozeur. Hier wartet ein tolles Hotel mit Pool auf uns. Letztmalig für lange Zeit kann ausgiebigst geduscht und geplanscht werden. Aber der Tag war lang. Alle sind recht früh im Bett.

Dienstag, 22. Oktober
Touzeur - Grenze - A004

Heute steht zunächst einmal der Grenzübergang nach Algerien auf dem Programm. Es ist unglaublich heiß! Liegt es wirklich an extremen Temperaturen? Oder sind wir die Hitze einfach noch nicht gewohnt? Jedenfalls vegetieren wir am Grenzübergang so vor uns hin. Hektik, Eile, deutscher Perfektionismus - spätestens jetzt wird es Zeit sich an afrikanische Verhältnisse zu gewöhnen.
Nach einigen Stunden haben wir es dann geschafft. Letztendlich problemlos, nur eben langwierig. Einen Pflichtumtausch gibt es theoretisch nicht, aber da man keine einheimischen Devisen, also Dinar, einführen darf, jedoch die algerische Versicherung in Höhe von 60 Dinar zahlen muss, steht auf jeden Fall ein Umtausch an.
Ich z.B. tausche 100 EUR in Dinar. Den Rest an EUR (100) muss ich ebenfalls deklarieren. Und zukünftig muss ich in Algerien darauf achten, dass jeder weitere Geldwechsel auf dem Deklarationspapier bestätigt wird. So soll der Schwarztausch vermieden werden. Wenn man jedoch nicht alle eingeführten Devisen deklariert um doch "schwarz" tauschen zu können, dann muss diese Geld vor etwaigen Kontrollen natürlich versteckt werden! Aber wir wurden dahingehend nie kontrolliert ...

Mittwoch, 23. Oktober
A004 - A005

Es ist wieder ein sehr heißer Tag und die Strecke führt uns auf einer Teerstraße über Hassi Messoud bis kurz vor Hassi Bel Gebbour. Am Abend werden die ersten Vorbereitungen für die Offroad Etappe am nächsten Tag getroffen.
Den ganzen Tag schon habe ich Probleme mit dem Vorderrad. Die Maschine kommt doch gerade erst aus der Inspektion - es kann doch unmöglich sein, dass das Radlager defekt ist, oder? Während der endlosen Straßenkilometer fällt mir dann aber ein, dass bei der Inspektion noch der Felgensatz mit der Straßenbereifung montiert war. Shit! Holger stellt dann auch schnell fest, dass das Radlager tatsächlich hinüber ist. Wie sich dass für einen ordentlichen KTM-Schrauber gehört hat er auch Ersatz dabei. Schnell und professionell wird das Lager gewechselt. Danke Holger!
Außerdem montiere ich noch den Dust Cover über den Luftfilter. Der Dust Cover besteht auch trockenem Schaumstoff und bewirkt, dass der Sand nicht direkt mit dem öligen Luftfilter in Berührung kommt und diesen verstopft. Von der Wirkungsweise bin ich nicht vollständig überzeugt - aber man versucht ja alles ...
Dann montiere ich noch das 15er Ritzel um für die Dünen optimal gerüstet zu sein...

Donnerstag, 24. Oktober
A005 - A006

Nach ca. 180km Teerstraße haben wir endlich den Punkt erreicht wo wir mit der Offroad-Strecke beginnen. Gerade die ersten Kilometer sind etwas schwieriger da es dort Weichsand und auch noch einige Sicheldünen gibt. Danach folgt eine teilweise sehr schnelle Piste, so dass wir bis zum Abend noch 120km schaffen.

...

Freitag, 25. Oktober
A006 - A007

Gegen Mittag erreichen wir einen Militärposten mitten im Nirwana. Die Soldaten sind wie überall auf unserer Tour sehr freundlich und wollen in erster Linie Fotos von unseren Enduros machen. Unser Camp schlagen wir in einem Wadi auf und verpflegen uns wie meist auf unsere Tour mit Büchsengerichten von Erasco und Salaten.

Samstag, 26. Oktober
A007 - A008

Nach dem wir fast den ganzen Tag uns auf schneller Piste bewegt haben, erreichen wir am späteren Nachmittag den Einstieg zum Assekrem, nahe Hierafout. Nach einigen Kilometern kommen wir an eine Schlüsselstelle und müssen feststellen, dass dieser Weg mit dem LKW nicht befahrbar ist. Wir suchen uns einen Lagerplatz und beschließen beim Abendessen den Weg auf den Assekrem ohne LKW in Angriff zu nehmen.

Sonntag, 27. Oktober
A008 - A009 (Assekrem)

Heute geht es auf den Assekrem. In freudiger Erwartung verlassen wir das Camp ohne den LKW, denn der fährt direkt nach Tam. Zunächst geht es durch eine tolle, karge Berglandschaft zu einem Guelta am Fuße des Assekrem. Es ist ein ziemlich großes Wasserbecken mit eiskaltem Bergwasser. Logisch, dass fast alle ein Bad genießen. Danach fährt es sich viel lockerer und beschwingter, denn das kalte Wasser und die ungewohnte Sauberkeit haben die Lebensgeister neu geweckt.
Die Strecke wird immer anspruchsvoller und gipfelt im sog. 'Sandalen-Pass'. Keine Ahnung wo der Name herkommt, aber mit Sandalen kommt man da jedenfalls nicht hoch! Die Fahrspur ist völlig ausgewaschen und als solche nicht zu erkennen. Die Steine sind teilweise größer als ein Kopf. Wer stecken bleibt und den Schwung verliert bekommt Probleme.
Als wir oben sind zittern so manche Arme und Beine, aber letztendlich war's doch recht easy ;-)
Dann ist die berühmte Kreuzung Hierafout-Assekrem-Tamanrasset erreicht. Ab hier sind wir auf der leichter zu fahrenden Tam-Assekrem-Route. Schon kurz nach Mittag sind wir in der Station unterhalb des Gipfels. Bis auf 3 wollen alle hier die Nacht verbringen und haben sich dementsprechend den Schlafsack aufs Moped geschnallt.
Obwohl wir die einzigen Gäste sind haben wir Probleme für uns 13 Personen 2 Zimmer zu bekommen. Später wird der Grund ersichtlich. Ein wahrer Massensturm auf den Berg beginnt. Immer neue Wagenladungen von Touristen werden heraufgekarrt. Fassungslos, aber fasziniert schauen wir dem Treiben zu. Die Zimmer sind rasch ausgebucht - wir haben tatsächlich nur ein kleines Zimmer für uns alle - und immer mehr Zelte werden aufgebaut. Pünktlich zum Sonnenuntergang machen wir uns, wie alle anderen, auf den Weg zum Gipfel. Eine halbe Stunde muss man für den Weg schon einplanen. Und eisig kalt ist es oben nachdem die Sonne untergegangen ist. Aber welch ein Abgang! Der richtige Zeitpunkt für mitgebrachte Zigarren oder Epi's ...

Montag, 28. Oktober
A009 - A010

Vor dem Sonnenaufgang kämpfen wir uns wieder den 30minütigen Aufstieg zur Klause der Padres hinauf. Es ist eisig kalt. Und dann warten wir auf einen spektakulären Sonnenaufgang und vor allem auf die damit verbundene Wärme. Nun ja, ein Spektakel wird es eher aufgrund der ungeahnten Menschenmassen als wegen der Sonne. Eigentlich ist es eher ernüchternd - aber man muss es mal gesehen haben. Wahrscheinlich wird noch zu unserer Lebzeit der Weg auf den Assekrem geteert sein und auf dem Pass eine Andenkenhütte den Verkauf von Nippes anbieten ...
Jedenfalls ist die Hütte der Padres danach proppenvoll, die meisten von uns sparen sich deshalb die, im übrigen auf französisch gehaltene, Morgenandacht der Padres.
Nach dem Frühstück beginnt die Abfahrt nach Tamanrasset. Nach dem gestrigen Aufstieg von Hierafout ist es völlig problemlos. Störend und zeitaufwendig ist nur das Überholen der vielen Touristen-Jeeps die vor uns gestartet sind.
Der Campingplatz 4 x 4 ist schnell gefunden, aber vor der jetzt doch notwendigen Dusche müssen wir noch zum Tanken fahren. Und dann, nachdem auch das Zelt aufgebaut ist, geht es endlich, und erstmalig seit Tunesien, unter die Dusche. Herrlich!
Danach fahren Günter-alt, Günter-neu, Bertl und ich auf der Ladefläche eines uralten Pick-Up's in die Stadt. Erst wird Geld gewechselt und telefoniert, und dann finden sie ein Cybercafe. Boah, eine E-Mail aus Afrika, das isses! Na ja, die Tastenbelegung ist mehr als gewöhnungsbedürftig, jeder Buchstabe und vor allem jedes Sonderzeichen muss lange gesucht werden. Aber dann geht's, wenn auch äußerst schleppend. Allerdings sollte man sich das Abrufen von E-Mails verkneifen: Urlaub ist Urlaub!
Abends bleibt ausnahmsweise mal die Küche kalt. Satt wird, wie immer, trotzdem jeder.

Dienstag, 29. Oktober
A010 - A011

Hoggar-Süd-Umfahrung, sehr weichsandige Queds, 2 Platten
Der Qued ist ungewöhnlich weichsandig und verspurt. Ohne Dampf am Hinterrad macht das Motorrad was es will. Solange es einigermaßen geradeaus geht ist es ja auch kein Problem den Gashahn aufzudrehen. Aber wenn's winklig wird, dann gehört schon eine gewisse Portion Mut dazu. Mir fehlt dieser Mut an einer Stelle und ich lande unsanft unter der Kathi. Die linke Hand und eine Rippe ist geprellt, aber was höher wiegt ist die Schmach ! Na ja, es sollte der einzige Sturz bleiben ...

Mittwoch, 30. Oktober
A011 - A012

Wir erreichen den südlichsten Punkt unserer Tour. Bis zur Grenze nach Niger sind es nur ca. 160km.
Hoggar-Süd, Wadis / Queds, Sand, Piste. 1 Platten
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Donnerstag, 31. Oktober
A012 - A013

Unser Weg bei der Hoggar-Südumfahrung bringt uns heute am Brunnen Tiririne vorbei. Es ist ein anstrengender aber wunderschöner Tag und als Belohnung haben wir am Abend einen tollen Sonnenuntergang in den Dünen.
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Freitag, 1. November
A013 - A014

Dünensurfen, 3 Unfälle, Reinhard mit Rückenfraktur, Krankenhaus Djanet, am Abend erreichen wir telefonisch den ADAC und klären mit dem Club den Rücktransport von Reinhard ab. Gleichzeitig müssen wir uns von Hans-Peter und Stefan verabschieden. Beide haben uns ihre Maschinen überlassen und machen sich per Taxi (!) auf den Weg nach Djerba. Grund: sie haben nur 2 Wochen Urlaub und müssen ihren Flieger bekommen ...

Samstag, 2. November
A014 - A015

Der Rücktransport von Reinhard klappt hervorragend. Gegen 12:00 wird er per Flugzeug von einem Militärflugplatz abgeholt. Auf diesem Wege muss die absolut professionelle Arbeit des ADAC hervorgehoben werden. Von der Alarmierung bis zum Transport sind nicht einmal 24 Stunden vergangen.
Eine schlechte Teerstraße führt uns über das Plateau Fatnoun bis kurz vor Illizi.
Zum Abschluss des Tages stellen wir fest, dass unser LKW einen Platten hat.
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Sonntag, 3. November
A015 - A016

Unser heutiger Weg bringt uns auf die Gräberpiste. Über Pisten und Dünen führt uns die Strecke durch herrliche Landschaft, die durch vorhergegangene Regenfälle teilweise blüht, bis zu unserem Nachtlager. Unterwege treffen wir auf größere Kamelherden.

Montag, 4. November
A016 - A017

Wir befinden uns den ganzen Tag auf der Gräberpiste und haben dabei etliche Dünenpassagen zu bewältigen.

Dienstag, 5. November
A017 - A018

Jetzt folgt wieder der lange Rückweg über Teerstraßen von der Gräberpiste über Bordi Omar Driss bis in die Nähe H. Bel Guebbour. Inzwischen hat sich auch das Wetter ziemlich geändert, es ist bewölkt und wesentlich kühler geworden.

Mittwoch, 6. November
A018 - A019

Die Fahrt auf der Straße zieht sich heute sehr lange hin. Damit es noch fader wird haben wir auch noch einige kurze Regenschauer zu passieren.
Sven: 16er-Ritzel wieder drauf, Gaszug klemmt, Vergaser verschluckt sich, eventuell Benzinpumpe defekt?

Donnerstag, 7. November
A019 - Grenze - Hotel Nefta

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Grenze nach Tunesien und es fängt zu regnen an. Bis wir alle Grenzformalitäten erledigt haben ist es abends und es hört nicht auf zu regnen. So beschließen wir die heutige Nacht in einem Hotel in Nefta zuverbringen.
Thomas muss beim Erreichen des Hotels erst einmal einen neuen Kettensatz montieren (lassen), nachdem der alte an massiver Karies leidet.

Freitag, 8. November
Hotel Nefta - Hotel Djerba

Nachdem wir den ganzen Tag mit Sandsturm, Regen und kühlen Temperaturen zu kämpfen haben unsere Route von Nefta über Tozeur, Matmata, Medenine direkt nach Djerba in das Hotel Garden Park (Shisha)
Sven: Federbein undicht, erster und einziger Platten (vorne),

Samstag, 9. November
Hotel Djerba

3 Stunden Motorräder verladen,
Nach dem erfolgreichen Verladen der Mopeds und des Gepäcks verabschieden sich Holger und Tina. Und in der darauf folgenden emotionalen Leere fällt mir, Sven ein, dass mein Flugschein mitverpackt wurde. Scheiße, irgendetwas läuft doch immer schief. Na ja, den Ersatzflugschein besorge ich am nächsten Tag; er kostet mich 30 EUR extra ... Überhaupt ist Djerba ein eher teures Pflaster, Eddy wird beim Friseur in Medoun 25 EUR los und mir (Sven) werden ungenießbare, "schwarze" Zigaretten für 3 EUR verkauft ...

Sonntag, 10. November
Hotel Djerba

abhängen im Hotel, Wetter mies ...

Montag, 11. November

Rückflug nach Deutschland

Eddy übernimmt am Flugplatz seine nächste Gruppe. Er darf noch mal 3 Wochen nach Algerien. Ich bringe, ebenfalls für die neue Gruppe, die Ersatz-Suzuki zum Flugplatz. Der Rückflug verläuft (diesmal) ohne Probleme ...

Fazit

tolle Tour, tolle Gruppe, massenhaft Spaß!
ca. 30 Stürze und 15 Plattfüße
Und: ab jetzt wird nie mehr geraucht