Letzte Änderung am 17.10.2007

Meine Teilnahme an der Tuareg-Rallye 2001

2001 Morocco (Tuareg-Rallye eng.)

Freitag, 16. März, 10 Uhr
Anfahrt nach Spanien

Abfahrt in Ratingen. Zunächst geht es nach Dornburg bei Limburg, wo Matthias mit seiner BMW R100 GS die Crew, bestehend aus meinem Vater Knut und mir, sowie meiner KTM Adventure R640 komplettiert. Beide Maschinen sind sicher auf dem Hänger verzurrt und der 68 PS "starke" VW Bus muß alles geben um ein Fortkommen zu gewährleisten was nicht mal im Entferntesten mit "flott" bezeichnet werden darf. Aber zumindest die erlaubten 80 km/h schafft er ...

Samstag, 17. März
Anfahrt nach Spanien

Wir halten nur an um den Tank zu füllen oder uns zu entleeren. Bewährt hat sich folgende Aufgabenverteilung: Der Fahrer wechselt nach ca. 3 Std. auf den Beifahrersitz (er hat sich sein Bier jetzt redlich verdient!), der Beifahrer macht es sich auf der Liegefläche bequem und der ausgeruhte 3. Mann setzt sich ans Steuer. Nachts kommt der Zyklus etwas durcheinander - es wird immer schwieriger als Fahrer 3 Std. konzentriert zu bleiben ... Am späten Nachmittag erreichen wir endlich den Zeltplatz bei Almeria, wo wir auf die restlichen Rallyeteilnehmer treffen. Für die Dauer unseres Aufenthaltes in Afrika wird der VW-Bus und der Hänger hier abgestellt. Zweifel tun sich auf, ob wir die Fahrzeuge je wiedersehen ...

Sonntag, 18. März
Hafen Almeria

Nach einem gemeinsamen Frühstück werden die Gepäckstücke auf die Organisationsfahrzeuge verladen und die Zoll- und Einreiseformalitäten vorbereitet. Den Rest des Tages müssen wir am Hafen regelrecht abhängen. Um nach Afrika zu kommen muß man immer sehr viel Geduld mitbringen. Tausende von Formularen sind auszufüllen. Zwischendurch werden die Startnummern, ich habe die Nummer 75, und die Sponsorenlogos auf die Fahrzeuge geklebt, Verpflegung für den morgigen Tag verteilt und natürlich allseits geklönt und geschaut. Die "gegnerischen" Fahrzeuge und Teilnehmer sind zu taxieren, erste "Fahrgemeinschaften" bilden sich. Nie darf man dabei seine Sachen auch nur Minuten unbeaufsichtigt lassen. Trotzdem wird Bettina all ihrer Papiere beklaut. Zum Glück hat sie Kopien - leider zu Hause! Aber die 75-jährige Mama sendet alles per Fax und so kann auch Bettina dabeisein. Die Fährüberfahrt nach Nador / Marokko erfolgt über Nacht.

Montag, 19. März
Nador – Missor

Morgens Ankunft in Nador. Jetzt wird das Roadbook für den ersten Fahrtag verteilt. Es wird spannend. Erste Schwierigkeiten treten bei einigen "Rookies", wie z.B. mir, schon beim Schneiden und Zusammenkleben der DIN-A-4 Blätter auf. Schere und Tesa sind nämlich gut verpackt in der Transportkiste auf dem LKW. Es wird im Übrigen nicht das letzte Mal sein, daß meine Ausrüstung zwar komplett aber leider nicht immer Verfügbar ist ;-)

Die Strecke führt Richtung Süden über Guercif entlang den Ausläufern des mittleren Atlas, über Pisten und durch Queds nach Missor (ca. 300km Gesamtstrecke). Die Sonderprüfungen auf diesem Streckenabschnitt führen größtenteils durch ausgetrocknete Flußbetten. Die Strecke ist wunderschön. Jetzt, wo es endlich losgeht, hat sich auch die Aufregung gelegt. Kleine Verständnissprobleme zwischen mir und dem Trippmaster beruhen zum Glück nicht auf technischem Versagen sondern menschlicher Unzulänglichkeit. Die Etappe wird auf Vorgabezeit gefahren. D.h. man muß zu einer bestimmten Zeit an einer bestimmten DK (Durchgangskontrolle) sein. Kommt man zu früh, so muß man mit der Weiterfahrt bis zu der angegebenen Zeit warten. Kommt man zu spät erhält man diese Zeit als Strafzeit, maximal jedoch 10 Minuten. D.h. man kann am heutigen Tag bei 3 DK’s insgesamt höchstens 30 Minuten Strafzeit bekommen. Wahrlich nicht entscheidend. Diese Regelung soll "lebensverneinende" Fahrweise verhindern, denn die Strecke ist nicht abgesperrt und es sind die Verkehrsregeln Marokkos zu beachten (jeder Verstoß kostet 1 Strafstunde!). Trotz dieser Maßnahme erwischt es Georg böse. Er liegt Minuten besinnungslos neben seiner verunglückten 660-Rallye-KTM. Eine Hand steht im unnatürlichen Winkel ab. Sofort greifen die uns begleitenden Ärzte ein und versorgen ihn. Die Rallye ist damit für ihn zu Ende. Der ADAC bringt ihn nach Hause. Grund genug für uns in Zukunft noch etwas vorsichtiger zu sein!!

Nur der, der auch die letzte Etappe fährt, kann die Rallye gewinnen.
Rallyeweisheit

Dienstag, 20.März
Missor – Mersouga

Der heutige Tag bietet mit einen der landschaftlichen– und fahrerischen Höhepunkte der Rallye. Die Strecke (ca. 400km) führt über einen schmalen und steilen Paß auf über 2000 Meter Höhe in den hohen Atlas. Dieser wird durch einen schmalen und eindrucksvollen Canyon wieder verlassen. Schwierige Felspassagen kennzeichnen die Strecke der Profis, während die Amateure auf einfacheren Routen zur nächsten Durchgangskontrolle fahren können.

Wieder wird nach Vorgabezeit gefahren. Aber eine lange Strecke ist zurückzulegen, so daß wir uns ordentlich ranhalten müssen. Auf dem letzten Stück Teer zwischen Erfoud und dem Beginn der eigentlichen Wüste erwischt es mich dann. Trotz eindringlicher Ermahnung im Roadbook fahre ich auf der Teerstraße viel zu schnell. Einem Schlagloch übelsten Kalibers kann ich nicht mehr ausweichen. Wüst schlägt das Vorderrad ein, der Schlauch wird zwischen Mantel und Felgenbrett perforiert. Ein sogenannter "Snacke-Bite". Natürlich habe ich, gemäß Murphies Law, die Montierhebel und den Ersatzschlauch noch im Versorgungs-LKW. Aber innerhalb kürzester Zeit kann ich mit Hilfe von Dirk, Ralf und Matthias den Schlauch wechseln – es kann weitergehen. Vorsichtig fahre ich vorerst hinter den Dreien her, was sich als Fehler herausstellt, denn wir fahren völlig falsch. Die Sonne geht langsam unter, die Dünen sind zu sehen, aber Roadbook und Strecke passen nicht mehr zusammen. Wir fragen einen Mofafahrer nach dem Weg, und, o Wunder, er will auch nach Mersouga. Und dann wird es pittoresk! 4 "gestandene" Rallye-Biker fahren im Gänsemarsch hinter der Peugeot her! Aber alle Achtung, mit 45 km/h fährt der Kerl auf Schleichwegen durch das Pistengewirr ohne auch nur ansatzweise unsicher zu wirken. Während wir teilweise im Stehen mit durchdrehendem Hinterrad ins Trudeln kommen steht er nicht mal auf! Dann, nach ca. 20 min, entdeckt uns ein Orga-Mitglied mit Bike und wir folgen unserem neuen Führer nachdem wir den alten verabschiedet haben. Doch nur wenige Minuten nach uns ist auch er beim Hotel und fordert eine Bezahlung. Nun ja, dafür, daß er sowieso nach Mersouga wollte finde ich das ziemlich dreist, aber was soll’s, ich gebe ihm 10 Dirham (ca. 2 DM).

Es ist schon dunkel, deshalb wird am Bike nur das Nötigste getan (Luftfilter!). Aber immerhin befestige ich die Montierhebel und Pannenspray mit Kabelbindern am Rahmen und flicke den zerstörten Schlauch (ob das wohl hält?) um für die folgenden Tage einen Ersatzschlauch dabei zu haben. Und natürlich reicht die Zeit auch noch für ein Bierchen ...

Die Wüste ist der Ort der Wahrheit.
Der Ort wo alle schönen Werte enden und keine Reden stimmen.
Arabisches Sprichwort

Mittwoch, 21. März
Umrundung Erg Chebi

Den Tag behalte ich als Day of Desaster in Erinnerung! Die heutige Etappe sollte eigentlich einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Tage in den Sanddünen bieten. Ein Rundkurs führt über versandete Pisten und durch Dünen zurück zum Fahrerlager Mersouga. Aber bereits die Umrundung der großen Düne bringt mich an meine Leistungsgrenzen. Immer wieder muß ich meine Maschine ausbuddeln, da ich nicht das Feeling für die Dünenkämme habe.

Solange man nicht sehen kann wie es hinter der Düne weiter geht, ist es wichtig auf dem Dünenkamm zum Stehen zu kommen. Dabei muß das Vorderrad bereits wieder bergab zeigen, denn wenn das wieder Anfahren auch nur ansatzweise bergauf geschieht, dann geht der Vortrieb lediglich nach unten, statt nach vorne! Das Schwierige besteht nun einerseits darin so rechtzeitig den Gashahn zuzumachen, daß man nicht über die Düne hinausschießt und eventuell im dahinter liegenden Dünentrichter landet, was durchaus 5 Meter freier Fall bedeuten könnte, und andererseits solange am Gashahn zu bleiben, daß man nicht vor dem Kamm zum Stehen kommt. Das bedeutet dann nämlich buddeln, buddeln, buddeln.

In Ermangelung dieses besonderen Dünenfeelings entscheide ich mich gegen den freien Fall und nehme das Buddeln in Kauf. Aber das bedeutet: ausgraben der Maschine, drehen in Richtung Dünental, aufheben der ca. 190 kg (leider ist auch noch der Tank randvoll!), Vollgas im zweiten Gang um nicht sofort wieder stecken zu bleiben, neuen Anlauf nehmen und wieder Gas ... Mehrfach wiederholt sich das Spiel, mein Herz pocht im Takt des Drehzahlmessers. Plötzlich ein Würgereiz und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig den Helm abzunehmen...

Als es dann weiter geht stellt sich mir ein Büschel Kamelgras in den Weg. Ausweichen geht nicht, bremsen auch nicht, denn ich befinde mich in einem Dünental und hätte null Chance ohne Anlauf, und damit ohne Schwung, wieder nach oben zu kommen. Also beherzt das Gas aufgerissen und drüber. Nun ist es leider so, daß Kamelgras der Konsistenz von Beton sehr nahe kommt. D.h. das Fahrwerk reagiert auf Kamelgras, als ob es über eine Sprungschanze gefahren wäre. Hilflos hebe ich ab und lande zum Glück wieder auf den Rädern. Jetzt nur nicht Gas wegnehmen, denn wie gesagt, es geht direkt aufwärts ...

70 min brauche ich für ca. 5km. Aber zum Trost geht es anderen noch schlechter, denn ich bin als zweiter der Amateurwertung an der DK1. Erst nach 30 min. und dem wiederholten Griff nach der Wasserflasche fühle ich mich in der Lage das Rennen fortzusetzen. Aber diesmal interpretiere ich das Roadbook falsch und fahre dementsprechend in die falsche Richtung. Wieder geht es mitten durch die Dünen. Endlich erreiche ich die total verspurte, tief sandige Piste, aber leider an einer Stelle wo ich die Lage der gesuchten DK nicht ermitteln kann. Also geht es ca. 15km in die falsche Richtung. Ich bin bereits in Sichtweite von DK 3, als mir dämmert, das DK 2 hinter mir liegen muß. Ich drehe um, was sich als verhängnisvoller Fehler erweist, denn das Auslassen einer DK würde lediglich 2 Strafstunden kosten. Meine ergebnislose Suche nach der DK 2 kostet mich jedoch viel mehr Zeit. Irgendwann hat mich dann ein Orgafahrer entdeckt und mir geraten die Etappe zu beenden. Was ich dann auch getan habe, zumal mein Wasservorrat sich dem Ende zuneigt.

Einigen ist es so ergangen wie mir, viele jedoch haben ihre Kontrollkarten ziemlich direkt nach dem Start wieder abgegeben. Die haben dann zu ihrer Fahrzeit von vielleicht 30 min 10 Std. für das Auslassen der DK’s erhalten, also in diesem Fall z.B. 10:30 Std. Ich habe 8 Std. Strafzeit für die DK’s (eine habe ich ja erreicht!), war aber mehr als 3:18 Std. unterwegs. Das bedeutet für den heutigen Tag eine Strafzeit von 12:18 Std. Aus diesem Grund kommt zu meiner völligen körperlichen Erschöpfung auch noch das Gefühl dazu vom Reglement betrogen worden zu sein. Um 18 Uhr liege ich im Bett, und selbst der Aufruf zum Essen kann meinen Erholungs- bzw. Erschöpfungsschlaf nicht wirklich unterbrechen.

Nur trinken muß ich immer wieder. Mindestens 6 Liter habe ich heute getrunken und es ist alles (!) durch die Haut ausgeschieden worden.

Wer in die Wüste geht und zurück kommt, der wird ein anderer Mensch sein.
Arabisches Sprichwort

Donnerstag, 22. März
Durchquerung Erg Chebi

Die Königsetappe der Rallye, so ist es angekündigt. Heute läuft es wesentlich besser. Wieder sind die Dünen zu meistern, aber nur einmal "versande" ich. Diesmal fahre ich mit Christian, so daß wir uns gegenseitig helfen können. Nach den Dünen finden wir ohne Probleme alle DK’s. Euphorie macht sich breit. Zwar suchen wir noch eine DK, obwohl im Roadbook nichts davon steht und verlieren dadurch sicher 20 Minuten, aber letztendlich sind wir nach 2:24 Std. im Ziel. Bereits vor 12 Uhr sitze ich mit dem wohlverdienten Bier auf der Terrasse des Hotels und debattiere mit den anderen. Die Profis haben heute wesentlich mehr zu fahren, sie kommen erst gegen 16 Uhr ins Ziel.

Die Wüste ist der Garten Allahs. In ihr hat er alles Unbedeutende entfernt um in Ruhe zu wandeln.
Arabisches Sprichwort

Freitag, 23. März
Hillclimbing

Das Acht-Dünen-Event bietet eine besondere Herausforderung. Die höchsten Dünen des Erg Chebis sind zu erklimmen. Auf den Gipfeln sind entsprechende Durchgangskontrollen eingerichtet. Leider muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich die letzte Düne zur DK statt mit Motorkraft per pedes zurückgelegt habe. Nach dem Motto: lieber schlecht gelaufen als noch schlechter gebuddelt ... Auf dem Weg zum Ziel läuft es dann total problemlos. Langsam kommt das Feeling!

Am Spätnachmittag bietet das inzwischen legendäre Dünenhillclimbing den Abschluß der Sandetappen. Eine Sandwand ist möglichst weit mit Motorkraft zu befahren. Gefahren wird im KO-System Mann gegen Mann. Wer höher kommt gewinnt und bleibt im Rennen. Beim ersten Mal gewinne ich, muß aber mein Bike in bekannter Form ausbuddeln um zurückzufahren. Beim zweiten Mal komme ich noch höher, will aber das Ausbuddeln verhindern und drehe, bevor der Vortrieb verloren geht, Richtung Tal ab. Dadurch behindere ich meinen Gegner, der vom Gas gehen muß. Also wegen Behinderung ausgeschieden. Ist aber nicht weiter entscheidend, denn der Sieger bekommt 20 min. Zeitgutschrift, der zweite 17 min., der dritte 15 min. usw. Bei den Zeitstrafen der letzten Tage machen die paar Minuten wirklich nichts aus! Auf dem Weg zurück ins Hotel habe ich dann endgültig richtig Spaß am Dünenfahren. Mit dem etwas leereren Tank, dem Reifendruck von 0.6 bar, der Erfahrung der letzten Tage und nicht zuletzt dem Sound des Auspuffs, nachdem das Endstück beim Hillclimbing rausgefallen ist, bedaure ich es tatsächlich, daß wir morgen den Erg verlassen...

Wenn du nach Hause kehrst wirst du reich und doch einsam sein.
Reich an Erfahrungen und arm an Menschen die dich verstehen.
Arabisches Sprichwort

Samstag, 24. März
Mersouga – Missor

Die Etappe führt über den Hohen Atlas zum Fahrerlager Missor. Kurvenreiche Gebirgspisten, die auch höhere Geschwindigkeiten zulassen, wechseln sich ab mit schwierigen Gebirgsbachabschnitten.

Nach einer längeren Asphaltetappe, bei der es uns streckenweise fast von den Motorrädern geweht hätte, erreichen wir zunächst die Gorges du Ziz mit einer wunderschön gelegenen Flußoase tief unten im Tal, auf die man von der Paßstraße aus immer wieder blicken kann. Nach der "Mittagspause", also ein kurzer Halt an der DK in Midelt, kommt ein weiteres landschaftliches Highlight derTour, die Jaffarschlucht im Hohen Atlas. Zunächst geht es auf leicht befahrbaren Schotterpisten bis zur Paßhöhe in ca. 2300 m, gleichzeitig der höchste Punkt der gesamten Rallye. Direkt danach fällt der Weg steil in einen Talkessel ab (Cirque de Jaffar), während sich gleichzeitig ein toller Panoramablick auf die noch mit Schneeresten bedeckten Gipfel der Drei- und Viertausender des Hohen Atlas bietet. Vom Talkessel aus geht es dann durch eine enge Schlucht, die streckenweise gerade mal einige Meter breit ist. Links und rechts ragen die Felswände viele Meter senkrecht nach oben. Nach etwa 1 km erreichen wir dann wieder offenes Land und fahren in einer Schleife zurück nach Midelt.

Heute fahre ich mit Christian und Bernhard zusammen. Wir wollen den Etappensieg. Und tatsächlich, wir erreichen das Hotel Baroudi als erste bereits um 16 Uhr. Aber leider haben wir in unserem Vollgasrausch mal wieder etwas übersehen. Bei der gestrigen Fahrerbesprechung wurde darauf hingewiesen, daß es eine zusätzliche DK beim Treffen der Offroadetappe der Profis auf die Teerstraße zu passieren gilt. Wir jedoch winken den Posten, die uns zu diesem Zeitpunkt allerdings auch noch nicht erwartet haben, freundlich zu und gasen weiter. 2 Std. Strafzeit werfen uns dann für die heutige Etappe ganz ans Ende! Ich bin sauer; aber auf wen? Nach der abendlichen Bastelstunde gehe ich etwas frustriert ins Bett.

Sonntag, 25. März
Missor Rundkurs

Die Pisten-, Canyon- und Flußlandschaft um Missor bilden den Rahmen für die letzten Wertungsetappen. Es gilt die bis dahin erreichte Plazierung sicher nach Hause zu fahren oder aber noch Zeit nach vorne gut zu machen. Zunächst müssen wir die Strecke innerhalb 3 Std. abfahren um sie kennenzulernen. Dann gilt es die gleiche Strecke auf Zeit zurückzulegen. Im Abstand von 1 Minute wird gestartet. Der hinter mir startende Marco hat mich mit seiner R1100GS bald erreicht. Respekt für so ein Metallhaufen! Oder bin ich einfach viel zu langsam? Scheint tatsächlich so zu sein, denn Peter, der spätere Sieger, hat ganze 22 Minuten für die ca. 35 km benötigt, während bei mir 30 Minuten gestoppt wurden! Und dabei kam ich mir wirklich schnell vor ;-((

Mit Sekt und folkloristischer Musik wird am Abend im Hotel Baroudi die Siegerehrung begangen. Gewonnen hat Peter Staudigl mit seiner KTM520EXC. Er ist im Übrigen auch der Einzige, der die Hillclimbingdüne 3mal hintereinander vollständig bezwungen hat. Ich belege Platz 8 der 17 Amateure. Mehr als ich erwartet hatte, aber weniger als möglich gewesen wäre.

Die Würfel sind gefallen.
Lateinisches Sprichwort

Montag, 26. März
Missor – Nador

Auf einer erholsamen Strecke führt der letzte Tag entlang der Bergrücken des Atlasgebirges in die Hafenstadt Nador. Hier erwischt uns auch tatsächlich noch der Regen. Nur ein kurzes Intermezzo, aber es reicht aus um die Straßen in eine schmierige, rutschige Schlitterbahn zu verwandeln. Ölreste, der Reifenabrieb sowie Rußpartikel der Fahrzeuge, sowie der glatte Asphalt führen in Verbindung mit den harten Crossreifen noch zu manchem Sturz und Adrenalieneinschuß. Zum Glück verlaufen auch diese Stürze glimpflich. Ab 16 Uhr heißt es dann wieder am Hafen: warten, warten, warten. Erst gegen 23 Uhr wird auf die Fähre nach Spanien eingeschifft.

Nur wer nach Hause geht, der kann auch wieder fortgehen.
Sprichwort

Dienstag, 27. März bis Donnerstag, 29. März
Rückfahrt

Früh Morgens Ankunft in Almeria. Nach einem gemeinsamen Frühstück endet die Rallye. Wir setzten noch einen Teilnehmer am Flugplatz in Alicante ab und machen uns dann auf den Weg gen Norden. Irgendwo an der Küste suchen wir uns einen Zeltplatz um noch einmal Sonne zu tanken und die Zellen für die stressige Heimfahrt zu füllen.
Kurz hinter Barcelona, wo wir noch eine Bekannte treffen, nimmt das Wetter dann endlich gewohnte Formen an. Es regnet. Das verkürzt die Entscheidungsfindung: wir fügen keinen Zwischenstopp mehr ein, sondern düsen rastlos Richtung Heimat. Zum Glück kann wieder einer von uns sich hinten lang machen und regenerieren, während der Rest sich um das Vorwärtskommen kümmert.

Ankunft in Deutschland (Ratingen) am 29. März um 16 Uhr.
Ca. 5000 km mit dem Auto und ca. 1800 km per Bike liegen hinter uns. Schön war’s!