Letzte Änderung am 17.10.2007

Tunesien-Tour 1998

Freitag, 9. Oktober 1998

Früh am Morgen, um 5:25 Uhr beginnt die Verladung am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Es ist ein ungewohntes Gefühl mit der vollbeladenen Baghira in den Wagon hereinzufahren. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass die Maschine sicher steht suche ich mir eine Platz zu dösen. Ein lange, aber stressfreie Bahnfahrt voller Vorfreude auf das was jetzt kommen mag liegt vor mir.
Um 13:41 komme ich in München an. Bis zum vereinbarten Treffpunkt in Seehausen habe ich genügend Zeit. Dort wartet Dieter Lindinger mit seinem LKW nur noch auf mich. Die anderen sind im Kleinbus bereits unterwegs Richtung Italien. Nachdem wir die Baghira auf dem riesigen Hänger untergebracht haben geht es weiter. Auf dem Beifahrersitz muss ich feststellen, das Dieter Vorbehalte gegen die "Preußen" hat. Komisch, mir geht es mit den Bayern ähnlich ;-) Im Laufe der Reise stellen wir fest, dass es sich mit solchen Vorurteilen trefflich streiten lässt und jeder seinen Spaß hat. In Cremona / Italien stoßen wir dann im Hotel auf die anderen Mitreisenden dieser "Wüstenfahrer"-Tour. Roswitha und Karl-Heinz sind aus dem Saarland, das zähle ich einfach mal als preußische Verstärkung. Der Rest sind Bayern: Sandra Trossmann mit Kind (der Herr reist per Flieger nach Tunesien), Manni Kapp und Jörg Kübler, mit dem ich auf der Tour die Zimmer teilen werde.

Samstag, 10. Oktober 1998

Nach dem Frühstück geht es weiter nach Genua, dass wir um 11:30 erreichen. Da das Schiff erst gegen 17:00 Uhr ablegt bleibt massenhaft Zeit sich die einfallenden Wüstenfahrer anzuschauen. Da gibt es tolle Figuren die auf die Fähre nach Tunis (La Goulette) warten. Besonders die zahlreichen 2CV(Ente)-Fahrer sind eine nähere Betrachtung wert. Sie wollen in der Wüste eine Rallye austragen. Wir werden sie noch des öfteren auf unserer weiteren Reise antreffen.
Nach der Abfahrt kündigt sich wieder mein altes Problem an. Ich meine das, welches mich davon abgehalten hat meinen Vorfahren in die Marine zu folgen ...
Zum Glück zwinge ich mich dazu zum Essen zu gehen, denn danach wird es besser. Ich teile mir eine 3er-Kabine mit den Saarländern und schaffe es kotzfrei die Fahrt zu überstehen.

Sonntag, 11. Oktober 1998

Um 15:30 Uhr landen wir in La Goulette. 37 Jahre habe ich gebraucht um endlich nach Afrika zu kommen. Rein visuell ist die Einfahrt in den Hafen kein herausragendes Ereignis. Aber innerlich spielt sich eine Menge ab ... Ich bin in Afrika!
1 1/2 Std. müssen wir warten bis der LKW mit den 13 Motorrädern abgefertigt ist. Es geht dann an diesem Tag weiter bis zum Hotel Amilcar in Karthago. Karthago? Da war doch auch was ...
Der abendliche Spaziergang in die Umgebung führt zum ersten Besuch eines afrikanischen Cafés. Seitdem liebe ich Minze-Tee mit Pinienkernen.

Montag, 12. Oktober 1998

Geht es jetzt endlich auf den Bikes weiter? Nö! 500km Asphalt sind zu überwinden, denn den Rest der Truppe, die mit dem Flugzeug angereist ist, treffen wir auf Djerba. Also bleibt noch alles Gerät im LKW und wir reisen im 4-Rad-getriebenen Mitsubishi-Bus. Die Strecke hat Autobahn-Charakter und ist keiner besonderen Erwähnung wert.
Auf Djerba treffen wir die übrigen Teilnehmer im Hotel Sidi Slim, auch bekannt unter dem Namen Sidi Schlimm. Na ja, als Afrika-Tourist habe ich eigentlich keine besonderen Erwartungen an ein Hotel, insofern ist mir der Zustand ziemlich schnuppe. Ich teile mir ein 4-Betten-Bungalow (2 Zimmer) mit Manni, Dieter und Jörg. Es gibt Bier bis zum Abwinken. Mit dem Handtuch um den Bierbauch sitzen wir nach dem Duschen im Vorgarten und lauschen den afrikanischen Nachtgeräuschen. Später dann ändern sich die Geräusche. Es hört sich an wie in jeder Unterkunft in der vier erwachsene Schnarcher hausen ...

Dienstag, 13. Oktober 1998

Nachdem alle am Begleit-LKW ihre Bikes aufgetankt haben geht es endlich, endlich los. Mit Thomas Trossmann auf seiner 400er Husqvarna als Führer geht es zunächst onroad, über 150km, nach Matmata. Mittagessen gibt es im Höhlenhotel, welches als Kulisse in 'Krieg der Sterne" - Szenen einige Berühmtheit erlangt hat. Danach geht es weiter zum ebenfalls legendären Cafe Zentralsahara. Hier kreuzen sich viele Routen, deshalb ist der Ort fast jedem Wüstenfahrer ein Begriff. Die letzten 50km nach Douz fahren wir der Sonne entgegen. Ein tolles Gefühl, das zu Übermut verleitet - teilweise stehen bei mir 140km/h auf dem Tacho!
Unser Nachtlager haben wir im Hotel Saharien in Douz. Nach dem Sprung in den Pool und dem Abendessen geht es relativ früh ins Bett.

Mittwoch, 14. Oktober 1998

Heute sind wir maximal 50km gefahren. Aber die hatten es in sich! Wüste Dünen pur! Ich habe mich zweimal übel eingebuddelt und einmal auf die Seite gelegt. Es gab aber nur Kratzer auf den Aufklebern der Baghira. Und die verabschieden sich in der Hitze sowieso schon. Mittags halten wir 3 Stunden Siesta am Pool, dann geht das Sandtraining weiter. Langsam schleicht sich so etwas wie Erkenntnis ein. Mit Fräsen im zweiten Gang bezwinge ich auch die tollsten Sandlöcher, vorausgesetzt ich habe das Gewicht nach hinten verlagert. Die Pirelli MT21 sind einfach Spitze. Es macht unheimlich Spaß.

Donnerstag, 15. Oktober 1998

Heute gibt es einen Ausflug im Konvoi zu einem Wasserloch mitten im Sand. Per GPS-Einsatz ist die Suche für Dieter kein Problem. Danach gehen wir auf den Markt in Douz. Eine tolle, fremdländische Atmosphäre herrscht hier. Stundenlang könnte ich hier herumlungern und staunen. Da mich die langen Haare unterm Helm stören gehe ich zum Frisör. Die dreiviertelstündige Schnippslei kostet mich 2 Dinar (3 DM). Sehr viel wurde nicht abgeschnitten, irgendwie hat sich der Knabe trotz Zuspruch nicht getraut.
Abends gibt es dann noch ein Kamel-Reiten. Diese Veranstaltung ist mir viel zu touristisch. Es reicht vollkommen das einmal gemacht zu haben.
Zum Abend hin gibt es dann noch Ärger. Die Getränke im Hotel wurde teilweise nicht direkt bezahlt. Einige haben anschreiben lassen. Das hatte Thomas Trossmann so empfohlen; die Endrechnung sollte dann gleichmäßig auf die Personen aufgeteilt werden. Auf Geheiß von Dieter habe ich meine Getränke jedoch immer direkt bezahlt. Nur einmal habe ich nach dem Abendessen ein Glas Wein von Trossmann eingeschenkt bekommen. Dadurch wurde ich unwissendlich "Mittäter" und musste den Anteil von 25 Dinar zahlen. Es geht mir nicht um das Geld, sondern um die Art und Weise. Um die allgemeine Urlaubstimmung nicht zu trüben habe ich meinen Ärger heruntergeschluckt.

Freitag, 16. Oktober 1998

Jetzt geht es weiter von Douz nach Ksar Ghilane. Ein Gruppe, nämlich Dieter, Uwe, Ottmar, Manni, Torsten und ich fährt per GPS direkt durch die Dünen, gefolgt vom LKW mit Thomas und Fati. Leider wird die Strecke für den LKW bald zu schwierig, sodass wir ein andere Strecke wählen. Es ist trotzdem toll! Am schönsten ist das letzte Stück vom Ksar (Burgruine) zur Oase. Riesige Dünen und mehlig-weicher Sand. Ein Vergnügen, wenn man den Bogen heraus hat. In der Oase gibt es dann das wohlverdiente Bad in der heißen Quelle. Welch eine Wohltat für die Knochen.
Die Nacht verbringen wir in Nomaden-Zelten. Aus den groben Stoffplanen rieselt der Sand bei jeder Bewegung des Zeltes heraus, aber Stil hat das schon ...

Samstag, 17. Oktober 1998

Nach dem Frühstück und der Fahrzeugpflege fährt eine Gruppe wieder zum Ksar. Bereits kurz nach der Ausfahrt aus der Oase finde ich mich, noch bevor ich richtig in Schwung komme, im Sand wieder. Blinker gebrochen, linke Armaturen durch massive Sandeinwirkung unbrauchbar und, wie sich später herausstellen sollten, die Plastikabdeckung über dem Kühler ist verloren gegangen. Zum Glück ist mir nichts weiter passiert.
Mittags ist dann ein längerer TD fällig. Blinker und Hupe funktionieren weiterhin nicht; dafür habe ich das Essen verpasst. Na gut, dann eben direkt in den Pool. Um 15:00 Uhr dann der Aufbruch in die Dünen. Wir wollen im Millionen-Sterne-Hotel übernachten. Es ist ein tolles Gefühl ganz alleine auf einer Düne zu liegen und die Sternschnuppen zu zählen. Etwas befremdlich ist höchstens das deutsche Liedgut, welches dezent von einer weit entfernten Nachbartruppe herüberschallt ;-)

Sonntag, 18. Oktober 1998

Tausende von Spuren rund um meinen Lagerplatz lassen das nächtliche Treiben erahnen. Anhand der Spuren ist ersichtlich, dass auch ein etwas größeres Tier über meinen Schlafsack gelaufen sein muss - ein Fennek? Jörg jedenfalls findet unter seiner Iso-Matte einen schlafenden Skorpion.
Es geht über eine materialmordende Schotterpiste in hohem Tempo nach Matmata. Teilweise mit 140 km/h fliege ich über die Piste mit üblen Löchern und Auswaschungen. Das Fahrwerk der Baghira macht alles klaglos mit.
Wir übernachten im Höhlenhotel von Matmata und nach dem Essen gibt es noch eine gemütliche Shisha in Matmata.

Montag, 19. Oktober 1998

Nach der Verabschiedung der "eine Woche Flieger Gruppe" geht es im Konvoi über Schotterpisten nach Nefta. Konvoi deshalb, weil Trossmann nicht mehr bei uns ist und Dieter, als verbliebener Führer, den LKW fahren muss. Also muss alles in Sichtkontakt mit dem LKW bleiben.
Da Gaddafi in Tunesien zum Staatsbesuch weilt, müssen wir 3 Stunden Verzögerung in Kauf nehmen und seinen Tross passieren lassen. Dadurch findet die Fahrt über den legendären Chott el Djerid leider im Dunkeln statt. Schade. Die Nacht verbringen wir im Hotel in Nefta.

Dienstag, 20. Oktober 1998

Wir bleiben hier noch einen Tag und fahren nicht mehr, wie angekündigt, in die Berge. Stattdessen geht es auf den Chott. Es hat geregnet und die Fläche ist schmierig. Man kann schön driften üben. Dann reißt jedoch Mannis Ventil vom Hinterreifen und auch bei mir ist aufgrund des niedrigen Luftdrucks der Schlauch verrutscht. Aber noch geht es, und mit Dieter und Karl-Heinz (Jörg hat vorne auch ein Platten) genieße ich den letzten Tag im Gelände. Und das, obwohl es heute teilweise regnet!
Nachher gelingt es mir noch zwei Sandrosen im Tausch für ein ONROUT-Heft zu erfeilschen.

Mittwoch, 21. Oktober 1998

Von Nefta geht es heute nach Kairouan. Ausschließlich auf Asphalt geht es über 350km durch strömenden Regen. Erst nach dem Mittag hört es auf und das Zittern auf dem Bock lässt etwas nach. Der Grundstein für eine ordentliche Erkältung ist aber allemal gelegt.
Kairouan gefällt mir sehr gut. In den Gassen kann man trefflich feilschen und ich habe nirgendwo solch tollen Teppiche gesehen! Ich habe einen präparierten Skorpion, ein geschnitztes Kamel und handgearbeitete Schuhe erstanden.

Donnerstag, 22. Oktober 1998

Wieder nur Straße. 200km nach Karthago. Das Wetter ist so lala, teilweise scheint auch die Sonne und es regnet nur kurz. Übernachtet wird wieder im Hotel Amilcar.

Freitag, 23. Oktober 1998

Um 10:00 geht die Fähre nach Genua. Ich teile mir eine Kabine mit Jörg. Uns beide hat die Erkältung ziemlich dahingerafft. Die Überfahrt verbringen wir größtenteils in der Kabine.

Samstag, 24. Oktober 1998

Um 10:00 kommen wir in Genua an. Die Fahrt durch Italien verläuft reibungslos, um 20:00 Uhr sind wir in Seehausen. Dort warten wir auf den LKW, um die Bikes abzuladen. Danach fahre ich mit Jörg zu ihm nach Hause. Den Abend lassen wir in einer gemütlichen Kneipe ausklingen.

Sonntag, 25. Oktober 1998

Nach dem Frühstück geht es nach München zur Familie meines Bruders und dann beginnt um 12:45 die Verladung auf die Bahn. Um 15:13 verlässt die Bahn München - um 22:23 bin ich in Düsseldorf.